Freitag, 29. März 2024
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Polizei warnt: „ACHTUNG! Wachsamkeit gefragt!“

Polizei Berlin warnt

Die Polizei nimmt eine erschreckende Häufung von Straftaten wie Trickbetrug und Trickdiebstahl wahr. In den ersten beiden Monaten des Jahres 2019 wurden in Berlin bereits 22 Personen, davon 16 Männer und sechs Frauen, nach Trickdiebstahl oder Trickbetrug in Wohnungen vorläufig festgenommen; es wurden 16 Haftbefehle erwirkt. Begangen werden Trickdelikte fast ausschließlich durch kriminelle Banden.

Opfer dieser Straftaten sind meist Seniorinnen und Senioren. Die rücksichtslosen Täter nutzen zunehmendes Alter und eingeschränkte körperliche und geistige Fähigkeiten aus, um sich zu bereichern.

Ältere Menschen erscheinen für die Täter als „ideale Opfer“:

– anerzogenene Hilfsbereitschaft,
– Gutgläubigkeit, Leichtgläubigkeit,
– Hilflosigkeit, verbunden mit Überforderung,

werden ausgenutzt. Alleinlebende ältere Menschen sind zudem oft isoliert und in einer akuten Tatsituation auf sich allein gestellt. Die Täter versuchen dabei Überredungs- und Überrumpelungstaktiken.

Die Polizei Berlin nennt folgende typischen Fallbeispiele:

Typische Methode: Trickdiebstahl in Wohnung
„Einige Tätergruppen verfolgen ihre Opfer auf der Straße bis nach Hause und versuchen dann, in die Wohnung zu gelangen. Sie stellen sich beispielsweise als Handwerker vor, die einen angeblichen Wasserrohrbruch beheben wollen, fragen nach Zettel und Stift oder einem Glas Wasser. In einer besonders perfiden Variante behaupten sie, Polizisten zu sein, die wegen eines Einbruchs in die Wohnung müssten. Sind die Täterinnen und Täter erstmal drin, lenken sie ihre Opfer geschickt ab und lassen unbemerkt Mittäterinnen und Mittäter ein, die Geld und Wertgegenstände entwenden.“

Typische Methode: Enkeltrick
„Andere Kriminelle rufen aus dem Ausland an, um ältere Menschen zur Übergabe ihrer Wertsachen zu bringen. Dabei lässt sich eine Anruferin oder ein Anrufer am Telefon als Bekannte oder Bekannter beziehungsweise als Verwandte oder Verwandter erraten – das muss nicht unbedingt die Enkelin oder der Enkel sein – täuscht eine finanzielle Notlage oder günstige Gelegenheit vor und bittet darum „auszuhelfen“. Haben die Opfer angebissen, wird versucht, sie zur Übergabe von möglichst viel Geld, Gold oder Schmuck zu überreden. Die Anrufenden treten dabei natürlich nie selbst in Erscheinung, sondern schicken im letzten Moment noch einen angeblichen Freund oder eine Freundin beziehungsweise einen Notar oder eine Notarin vorbei, die die in Aussicht gestellte Beute übernehmen.“

Typische Methode: Falsche Polizisten am Telefon
„Wenn mutmaßlich die Polizei anruft, wundern sich die meisten erstmal. Wird einem dann glaubhaft vermittelt, dass der Anruf nur dem eigenen Schutz dient, weil Einbrecher oder andere nach dem Vermögen trachten, hat man Grund ernsthaft beunruhigt zu sein. Die Ersparnisse sind in Gefahr! Allerdings nicht durch Einbrecher oder korrupte Personen, sondern durch den angeblichen Polizisten oder die angebliche Polizistin am Telefon. Hier wird angeboten, alles zu retten und die Täterin oder den Täter dingfest zu machen. Werden danach wirklich Geld und Wertgegenstände übergeben, aus dem Fenster geworfen oder irgendwo abgelegt, kann man sich sicher sein: Nichts davon jemals wieder zu sehen!“

Alleinstehende Senioren
Zielgruppe für Anrufbetrüger: Alleinstehende Senioren – Foto: pixabay

Wie können sich Senioren und Alleinstehende schützen?

Die Polizei Berlin rät: „Am besten wäre es also, auf diese „Tricks“ gar nicht erst hereinzufallen!“

Die alten Appelle „Lassen sie keine Fremden in Ihre Wohnung!“ und „Geben Sie keinen Fremden Geld!“ gelten nach wie vor, lassen sich aber in der konkreten Tatsituation von arglosen, älteren Menschen gegen ausgekochte Gaunerinnen und Gauner oft nicht einhalten. Viele Opfer des Enkeltricks kannten den Trick vorher schon und fielen trotzdem herein.

Nachbarn und sicheres Wohnumfeld
Deshalb wendet sich die Polizei Berlin an das Umfeld und die Nachbarschaft älterer Menschen:

„Daher sind wir alle gefragt! Und insbesondere sind wir, die Polizei Berlin, auf die Mithilfe aller angewiesen: Kümmern Sie sich um lebensältere Menschen in Ihrem Umfeld, sei es als Angehörige oder Nachbarn! Sprechen Sie mit ihnen über die Tricks der Täterinnen und Täter und wenn möglich sorgen Sie gemeinsam für den Fall vor, dass eines Tages eine Kriminelle oder ein Krimineller vor der Tür steht oder am Telefon ist!“

Allgemeine Ratschläge

Was jeder tun kann:

– Sprechen Sie unbekannte Personen in Ihrem Wohnhaus an!
– Klingeln Sie bei Nachbarn, wenn Ihnen Fremde im Haus komisch vorkommen!
– Wenn es klingelt, schauen Sie durch den Spion und lassen Sie die Tür verschlossen!
– Öffnen Sie Ihre Tür nur mit vorgelegter Sicherheitskette oder Sperrriegel!
– Bewahren Sie möglichst keine hohen Geldbeträge, wertvollen Schmuck oder Gold zuhause auf – die Täterinnen und Täter finden auch die besten Verstecke!
– Wird ein Telefonbucheintrag für notwendig erachtet, den Vornamen mit dem Anfangsbuchstaben abkürzen und die Anschrift aus den Verzeichnissen löschen lassen!

Woran kann man falsche Polizisten erkennen?

Die Polizei hält sich an ihre Aufgaben und tatsächlichen Befugnisse:

– Die Polizei fragt Sie niemals zu Ihren Vermögensverhältnissen aus.
– Die Polizei nimmt auch nicht Ihre Wertgegenstände in Verwahrung, um sie vor Einbruch zu schützen.
– Echte Polizisten, die Ihre Wohnung betreten wollen, werden immer bereit sein, einen Nachbarn hinzuzuziehen.
– Wenn die Polizei Sie anruft, erscheint nie die 110 im Display.

Was muss im Notfall oder Verdachtsfall getan werden?

Im Notfall immer den Polizeinotruf 110 wählen! Dabei ist es ganz wichtig: vorher selbst das Gespräch beenden (Hörer auflegen oder rote Taste am Mobilteil drücken).

Zahlen und Fakten zu Trickdiebstählen 2019
In den ersten beiden Monaten des Jahres 2019 sind bei der Polizei Berlin 132 Fälle, davon 94 vollendete Trickdiebstähle in Wohnung angezeigt worden. Es entstand ein Schaden von rund 570.000 Euro.
Beim Enkeltrick waren die Täter in 12 von 89 angezeigten Fällen erfolgreich und verursachten dabei einen Schaden von knapp 340.000 Euro.
Die falschen Polizeibeamtinnen und -beamten am Telefon riefen zigmal bei Seniorinnen und Senioren an und erlangten dabei in 24 Fällen Geld und Wertgegenstände. Und das im Wert von sage und schreibe fast 1.145.000 Euro.

Quelle: Polizei Berlin | Pressemitteilung | 11.03.2019 | redaktionell überarbeitet m/s