Von Siegfried Nord
Anwohner_innen in Hellersdorf setzen sich für einen Kompromiss beim Schulneubau, Versiegelung und Baumfällungen ein
Am Samstag, 27. September 2025 demonstrierten Anwohner_innen auf einer Grünfläche in Hellersdorf, wo bald ca. 60 Bäume für einen Schulneubau vom Bezirk und Senat gerodet werden sollen. Die naturbelassene Grünfläche ist umringt von Wohnblocks mitten in der Großwohnsiedlung Hellersdorf und ist Teil des sogenannten „Grünen Bandes“ zwischen dem Schleipfuhl und dem Hellersdorfer Graben, der direkt ins Wuhletal fließt. Seit drei Jahren entwickeln die Anwohner_innen Ideen für eine gute Anpassung der Schule an diesen ökologisch wertvollen Standort.
Die Anwohner_innen finden es gut und wichtig, dass auf der Grünfläche zwischen Auerbacher Ring, Maxie-Wander-Straße und Carola-Neher-Straße im Rahmen der Berliner Schulbauoffensive ab 2026 gebaut wird. Aber sie finden es nicht gut, dass so viele Bäume dafür gefällt werden. Sie akzeptieren nicht, dass die Anwohnerschaft bisher über den Neubau nicht informiert wurde und dass keine allgemeine Bürgerbeteiligung vom Senat vorgesehen ist.
Der 30-jährige „Chill-Hain“ soll bleiben

Bei ihrer Kundgebung präsentierten die Anwohner_innen ein Kompromissvorschlag: sie schlagen vor, dass die Bäume gerettet werden, die an der Maxie-Wander-Straße, zwischen dem neuen Gebäude und dem neuen Sportplatz und am geplanten Chill-Hain stehen. Es stehen nämlich 28 Bäume an Stellen, wo nicht direkt gebaut wird.
Sie haben auch auf eine mögliche Absurdität hingewiesen: Laut Einpassungsplan des Senats, soll auf dem Außengelände der Schule ein sogenannter „Chill-Hain“ entstehen. Für den neuen „Hain“ soll der alte Hain gerodet werden, der seit dreißig Jahren an dieser Stelle kräftig gewachsen ist. Besonders an dieser Stelle plädieren die Anwohner_innen für einen Dialog mit dem Senat.
Hintergrundinformation zum Gelände:
Ein Großteil der Grünfläche zwischen Auerbacher Ring und Maxie-Wander-Straße ist in den 90er Jahren, finanziert mit Steuermitteln entstanden, als zwei Schulen und zwei Ergänzungsbauten abgerissen wurden.
Die Fläche ist inzwischen renaturiert und funktioniert zwischen den Wohnblocks als Biotop, Soziotop und Lernraum. Von 2016 bis 2024 fanden künstlerische und pädagogische Aktivitäten von Anwohner_innen, Erzieher_innen, Künstler_innen, Lehrer_innen und Studierenden auf der Fläche statt. Partner_innen bei den Aktivitäten waren u. v. a. der Kunstverein nGbK, die Alice-Salomon-Hochschule, das Quartiersmanagement Boulevard Kastanienallee, die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, die Ämter Marzahn-Hellersdorfs für Kultur, Schule, Sport und Stadtentwicklung. Die o. g. Akteur_innen und Aktivitäten bildeten ein langjähriges, festes Bündnis für Demokratiestärkung im Bezirk.
Neben zahlreichen kurzfristigen Aktivitäten entstanden bis zur Baufeldfreimachung im Oktober 2024 eine Sportfläche, ein Nachbarschaftsgarten und ein Klassenzimmer im Freien. Für die Baufeldfreimachung wurden sie von den Anwohner_innen und Kulturschaffenden pünktlich abgebaut.
Von November 2021 bis Mai 2023 arbeitete eine Gruppe von Anwohner_innen im »Arbeitskreis Schule der Zukunft« des Kunstvereins nGbK mit. Der Arbeitskreis führte im Eigenauftrag einen Beteiligungsprozess zum Thema „Schulneubau auf der Grünfläche“ durch, als Zuarbeit für das Schulbauvorhaben. Bisher interessiert sich die Berliner Schulbauoffensive für die Zuarbeit nicht. Auf Anfrage teilte der Senat für Bildung, Jugend und Familie im Juli 2024 dem Landespetitionsausschuss mit, dass in der Schulbauoffensive keine Bürgerbeteiligung vorgesehen ist.
Weitere Informationen:
Quartiersmanagement Boulevard Kastanienallee | Stollberger Straße 33 – 12627 Berlin | Link
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